Volle Matte

Es ist offiziell: Die Ringer-Gemeinschaft Willmering misst sich ab Herbst wieder im Bezirk – und zwar mit einer eigenen Mannschaft. Während sich im Erwachsenen-Bereich seit Jahren keine Truppe mehr zusammenfindet, boomt die Sportart im Kinder- und Jugendbereich. 80 Nachwuchsringer zwischen vier und 18 Jahren trainieren dienstags und freitags in der Turnhalle in der Ortsmitte Willmerings und wollen nun ihr Können in Wettbewerben beweisen. Eine Entwicklung, die überrascht. Denn vor gar nicht allzu langer Zeit sah es im Jugendbereich des Vereins noch düster aus.


Mit der Corona-Pandemie begann es, in der Ringergemeinschaft zu kriseln. Kontaktsport ohne Kontakt funktioniert nicht. Wer Sport machen wollte, sah sich anderweitig um. Immer mehr Ringer verabschiedeten sich aus ihrer Sportart. Am Ende kosteten die Lockdowns dem Verein die Herrenmannschaft, die seit 1978 bestand – und das Jugendteam. „Die Pandemie hat uns das Genick gebrochen“, erinnert sich Tobias Eichstetter, der heute Vorsitzender des Vereins ist.

Keine Teams, keine Möglichkeit zu trainieren, keine Wettkämpfe: ein Verein am Ende. Doch Ringer bleiben nicht liegen, wenn sie auf den Boden fallen. Sie rappeln sich auf und stellen sich einem neuen Kampf. Diese Ringermentalität bewies der harte Kern des Vereins. Eichstetter, Schriftführerin Kerstin Schneider und Friedl Schreiner, die seit jeher Teil des Vereins sind, waren sich einig: Das kann es noch nicht gewesen sein.

Ringen ist in Willmering schließlich nicht wegzudenken. Einst war der Verein sogar in der Oberliga, hatte sich deutschlandweit einen Namen gemacht. „Wir sind mit dem Sport aufgewachsen“, erinnert sich Schneider. „Samstagabend in der Turnhalle den Wettkämpfen zuschauen: Das war fest. Ringen verbindet, prägt Freundschaften und ist der tollste Nischensport.“

Schreiner beschloss deshalb, in der Stadt auf Kinder und ihre Eltern zuzugehen, ihnen den Verein vorzustellen und sie auf ein Training einzuladen. Das zeigte Wirkung. Plötzlich, nach einer langen Pause, nach Hallensperrungen und Kontaktverboten entfaltete sich eine neue Dynamik. Aus allen Ecken rund um Cham – sogar aus Waldmünchen und Furth im Wald – fanden sich nach und nach neue Interessierte in Willmering ein. Nicht nur unter Freunden, auch in den Schulen sprach sich der Verein plötzlich herum. Der Trainingsbetrieb fuhr von null zurück auf hundert.

Über die Schwierigkeit, eine Mannschaft zu bilden Vier Jahre ist das jetzt her. Heute zählt der Verein einen neuen Höchststand im Jugendbereich, die Bezirksmeisterschaften mit 150 Teilnehmern wurden in diesem Jahr in Willmering ausgetragen, und sogar Schulen fragen mittlerweile den Verein für Probetrainings in der Schulturnhalle an. „Ich bin stolz, was wir geschafft haben“, sagt Eichstetter. „Ringen hat mein Leben geprägt. Als ich als Neunjähriger begonnen habe, war diese Sportart für mich höchst faszinierend.“ Dass es weiter geht, freut ihm von Herzen. „Das ist meine Chance, etwas zurückzugeben.“

Die positive Entwicklung krönt sich nun im Herbst, wenn die neue Schulmannschaft in die dreimonatige Saison startet. In insgesamt fünf Heim- und Auswärtswettkämpfen können die Kinder nun beweisen, was sie die vergangenen Jahre gelernt haben. Eine Mannschaft zu formen war für die Ringergemeinschaft die vergangenen Jahre so schwierig, weil sie aus mindestens zehn Kindern mit unterschiedlichem Gewicht und Alter bestehen muss. Ideal ist es, wenn jedes dieser Kinder einen Trainingspartner in derselben Gewichtsklasse hat, um unter realistischen Bedingungen zu üben.

Weiterhin motiviert: nächstes Ziel im Blick Mittlerweile ist der RG-Nachwuchs ein bunt gemischter Haufen. Nicht nur, was Gewicht und Alter angeht. Die Jungen und Mädchen haben verschiedenste Wurzeln: Kinder aus Deutschland, der Ukraine, Russland und generell östlichen Länder trainieren gemeinsam. Dort ist die Sportart viel präsenter als in der Region. „Wir haben sogar einen Jungen aus Kirgistan“, erzählt Schneider. „Er spricht kein Deutsch, wir kein Kirgisisch. Aber es funktioniert. Sport verbindet.“ Barrieren soll es bei den Ringern nicht geben. Im Gegenteil: Jeder ist willkommen. Übrigens auch Erwachsene. Denn das nächste Ziel des Vereins lautet, lautet: wieder eine Herrenmannschaft aufbauen.

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