Mi­cha­el Mei­er­ho­fer sagt lei­se „Ser­vus“

Als am 9. Dezember 2017 die Willmeringer Schulturnhalle nach einem furiosen technischen Überlegenheitssieg von Michael Meierhofer gegen Martin Spöttle vom TSV Kempten vor Begeisterung bebte, zog dieser im Mittelkreis seine Stiefel aus und verließ die Matte ohne diese. Für treue und eingefleischte Fans ein Zeichen: Das war‘s, die Ringerschuhe hängen am Nagel. Michael Meierhofer verabschiedet sich vom allsamstäglichen Kampfgeschehen als aktiver Ringer und mit ihm, trotz seiner erst 37 Jahre, ein Urgestein der RG Willmering.Meierhofer begann seine Karriere 1989 bei den Schülern der RGW unter den Trainern Markus Stautner und Andreas Schegerer. In den weiteren Jahren prägten und formten ihn viele weitere Hände. In der Jugend sammelte er Erfahrungen in der Mannschaft mit Trainer Max Kiefl, wo er immer eine der mittleren bis oberen Gewichtsklassen besetzen musste. Ab 1994 durfte er dann erstmals Luft in der Seniorenmannschaft schnuppern und gehörte ab dem Folgejahr zum Stammpersonal bei Trainer Zbigniew Rzedzicki. Nebenbei sammelte er erste Erfahrungen als Schülertrainer.

Bei den Männern musste Meierhofer in den Anfangsjahren des Öfteren Lehrgeld zahlen und sorgte bei den Zuschauern für Nervenkitzel. Dadurch reifte er aber immer mehr zu einem ruhigen, besonnenen und in allen Situationen bedachten Athleten heran, dessen Stärke es war, seine Chancen abzuwarten und seine Gegner dann mit seinen bis ins kleinste Detail geschulten Würfen – Schleuderern und Hüftschwüngen – zu überraschen. Mit spektakulären Aktionen rang er sich in die Herzen der Zuschauer, die ihm dafür immer mit tosenden Beifallsrufen dankten, seine Gegner aber brachte er an den Rand der Verzweiflung. Als Ziga Anfang 2000 sein Traineramt niederlegte, erklärte das Eigengewächs, das 1999 seinen Trainerschein gemacht hatte, sich bereit, die Mannschaft als „Ringer-Trainer“ zu übernehmen. Somit hieß es für ihn nicht nur unter der Woche Gewicht zu machen und sich fit zu halten, sondern auch noch die Mannschaft zu motivieren und eine Aufstellung sowie Taktik auszuklügeln. Eine Mehrfachbelastung und große Verantwortung über mehrere Jahre, in der Meierhofer völlig aufging und er entwickelte sich zu einem in der Landesliga kaum besiegbaren Ringer.

2010 bekam der gebürtige Lohweiherer dann das Angebot vom TSV Aichach, höherklassig in der Bayernliga zu ringen. In Absprache mit seiner Familie und den Verantwortlichen der mittlerweile WKG Willmering/Cham nahm er diesen Wechsel an und schnürte dann zwei Jahre lang die Stiefel für die Schwaben unter Trainer Oguz Özdemir. Jedoch auch in dieser Zeit trainierte er in Willmering und unterstützte die Führungsmannschaft mit Rat und Tat. Zur Saison 2013 kehrte er dann zu seinem Heimatverein zurück und hatte hier großen Anteil am Wiederaufstieg in die Landesliga Süd mit Trainer Marian Kubina, in der er seine Erfolgskarriere bis 2017 unter Andy Schegerer fortschrieb. Rückblickend stehen auf Meierhofers Konto ungefähr 750 Einzelkämpfe bei Turnieren und in der Saison.

Auch als Meisterschaftskämpfer holte sich der RGWler einige Titel. Im Schüler- und Juniorenbereich sammelte er Bezirks- sowie bayerische Meistertitel und war 2001 5. deutscher Meister. Im Männerbereich stehen Pokale des bayerischen Vizemeisters und Drittplatzierten in seinem Schrank.

2016 wollte er es dann mit Anton Wollinger noch einmal wissen und sie bestritten die deutschen Meisterschaften der Veteranen. Im ersten Kampf des Tages dann gleich der Paukenschlag durch Meierhofer. Er schulterte, für ihn immer noch unglaublich, in der ersten Kampfhälfte den Topfavoriten des Turniers und setzte somit ein Ausrufezeichen. Am Ende des Tages durfte Meierhofer sich verdient deutscher Meister der Veteranen betiteln. Beflügelt und motiviert von diesem Erfolg war der Traum von den Veteranen-Weltmeisterschaften geboren. Nach akribischer Vorbereitung startete dieses Unternehmen in Schweden im September 2016. Auch hier kam der Willmeringer als Dritter mit Edelmetall nach Hause.

Dass Meierhofer nicht nur als Aktiver dem Ringsport zugetan ist, kristallisierte sich auch schon sehr früh heraus. Seit 2005 arbeitet er aktiv in der Vorstandschaft der RG Willmering. Im Zuge seines Lehrerberufs übernahm er ab 2013 die Stelle des Schulsportreferenten des Ringerbezirks Niederbayern/Oberpfalz, in dem er seit 2017 nun auch noch 2. Vorsitzender ist. Um dem Ringsport weiterhin treu zu bleiben, absolvierte Meierhofer jüngst seine Landeslizenz als Schiedsrichter und wechselt somit in Zukunft seine Perspektive auf der Matte. Somit sagt ein prägendes Gesicht des Ringsports in Willmering leise „Servus“ zum Aktivensport.

Schreibe einen Kommentar